Abgrenzen ? Aber wie ?

„Ich kann mich nicht abgrenzen“
Das ist der Satz, den ich am häufigsten höre.

Was meinen die Meisten, die darunter „leiden“?

Die meisten meinen, dass sie sich von Gefühlen und Stimmungen anderer nicht abgrenzen können.
Mitfühlen, mitleiden, verschmelzen mit dem Gegenüber ist damit gemeint. Das passiert ja energetisch und damit wird ja ein Empfinden, ein Gefühl ausgedrückt.

Was passiert da mit dir?

Häufig werden Gefühle eines anderen abgenommen oder übernommen. Du kennst das...eine Freundin, eine Kollegin erzählt dir wie sie sich fühlt, was sie gerade beschäftigt, dass es ihr nicht gut geht. Sie „kotzt“ sich bei dir aus, geht wieder, fühlt sich erleichtert und kommt jedes Mal gerne wieder.  
Du beginnst zu überlegen, ihr zu helfen, Vorschläge zu machen, Lösungen zu suchen, es geht dir nicht aus dem Kopf.
Du hast ihre Gefühle übernommen und versuchst es jetzt irgendwie los zu werden. Dann kommt noch jemand und will etwas von dir, die Kinder, der Mann und dann platzt dir der Kragen, weil du das Gefühl hast immer alles alleine machen zu müssen und keiner hilft dir!

Die Frage, die ich dazu stelle – Was hast du davon? Was ist dein Nutzen?

Und da gibt es einen sehr großen Nutzen – die Antwort wollen viele nicht hören oder sich eingestehen.

Das stärkste Motiv dafür ist, sich gut zu fühlen, sich groß zu machen. Das Gegenüber wird dann kleiner und du groß. Du bekommst dadurch eine gewisse Überlegenheit und fühlst dich wertvoll, anerkannt, gesehen und geliebt.

Wo hast du das gelernt?

In einer Zeit, in der du in einer schwächeren Position warst, als Kind einem Elternteil gegenüber.

Z.B. einer Mutter ging es nach einer Trennung nicht gut, war traurig, gekränkt, vielleicht auch depressiv. Das Kind ist aber abhängig von der Mutter, sie ist die einzige, die noch da ist, die geblieben ist, außerdem braucht ein Kind die Mutter. Die Mutter sichert das physische Überleben.

Das Kind kann nicht einfach gehen, wie der Vater. Kinder fühlen sich für das Befinden der Mutter verantwortlich, und wollen, dass es der Mutter gut geht, damit es ihnen gut geht - das ist die Abhängigkeit. So versucht das Kind die Gefühle der Mutter abzunehmen, fühlt sich verantwortlich für gute Laune, steckt eigene Gefühle und Bedürfnisse zurück, damit es der Mutter gut geht.

Und so hast du gelernt, deine Gefühle nicht mehr wahrzunehmen, deine Bedürfnisse so lange zu ignorieren, dass du als Erwachsene deine Bedürfnisse nicht mehr kennst. Sehr wohl sehr gut Bescheid weißt über die Bedürfnisse anderer.
Im besten Fall nimmst du deine Gefühle noch wahr, spürst, dass das jetzt nicht passt, aber du nimmst dich nicht ernst, stellst deine Bedürfnisse hinten an und bedienst andere. Du traust dich nicht „Nein“ zu sagen!

Die Glaubenssätze, die sich hier festigen sind z.B.:

„Ich bin nicht wichtig“

„Ich darf nicht auf mich schauen“

„Ich darf mich nicht spüren“

„Ich werde nur gesehen, wenn ich mich um andere sorge“

„Meine Bedürfnisse und Gefühle sind nicht wichtig“

„Ich werde geliebt, wenn ich nichts sage, wenn ich die Widrigkeiten aushalte“

„Anerkennung bekomme ich nur, wenn ich viel leiste“

Wie du dir so ich dir!

Und um dauerhaft seine Bedürfnisse und Gefühle nicht zu spüren, musst du dich von dir selber trennen. Deine Beziehung zu dir aufgeben, sobald jemand auf der Gefühlsebene dir entgegenkommt. Und das ist oft der Keim einer sehr unbefriedigenden Beziehung. Deine innere Beziehung zu dir selber spiegelt sich in der äußern Beziehung!

Da geht’s raus...

Ehrlichkeit zu dir selber und das Bewusstsein über diese Dynamik ist schon ein großer Schritt. Anerkennen deines nicht gesehenen, verletzten inneren Kindes, der zweite Schritt.

Die liebevolle Zuwendung zu dir selber, der liebevolle innere Dialog mit dir, deiner Seele, die Selbstfürsorge, sich selber ernst nehmen, zuhören was du brauchst, was du möchtest... das ist der Weg zu dir selber, zur Selbstliebe. Zeit für dich zum Hineinhören, um deine Bedürfnisse wieder zu erwecken und entdecken!

Und das wichtigste – „NEIN“ sagen, das ist und bleibt das einfachste Wort, um sich abzugrenzen!

Nein, ich will das nicht

Nein, ich möchte das nicht

Nein, das passt mir nicht

Nein, dafür habe ich momentan kein Ohr

Nein, dafür stehe ich nicht zur Verfügung!

Gerade jetzt ist ein Nein sehr wichtig, wo der eigene Raum begrenzt ist und wir 24/7 uns sehr nahe sind.

Achte gut auf dich und deine Bedürfnisse, spricht Unstimmigkeiten gleich an und vermeide keine Konflikte. So lernst du dich, deinen Partner und deine Kinder wirklich kennen!

Noch nie war so klar und deutlich, wie eng wir verbunden sind, dass wir alle die selbe Luft atmen und wie schnell sich etwas verbreitet. Diesen Virus kannst du als Bild für unser aller Energie her nehmen.

Noch nie war der Spruch so treffend wie jetzt: „Ganz nahe mit Abstand“
Ich schau auf dich indem ich auf mich schaue!

In diesem Sinne wünsche ich dir eine gute Zeit und auf ein baldiges Wiedersehen!

Anita